Es ist noch nicht mal September, der Sommer zeigt sich mal mehr, mal weniger von seiner schönen Seite und der Winter scheint noch meilenweit entfernt. Doch sind es am 24. August nur noch vier Monate bis zum Heiligen Abend und nur noch ca. drei Monate bis zum ersten Advent. Schwer vorstellbar, wenn man bei angenehmen Temperaturen am Schömberger Stausee sitzt oder im Garten gemeinsam grillt.
Nach dem Sommer geht’s für die 20er los
Vor allem für die Zwanzger-Jahrgänge bricht mit dem Ende des Sommers eine spannende und arbeitsreiche Zeit an.
Am Herrgottstag (Fronleichnam) wurden sie von ihren Vorgängern auf dem Marktplatz als neue Zwanzgern getauft. Doch außer dem Auftritt beim Prominentenspiel im Rahmen vom Handballfest in Schömberg treten die 20er nur wenig in Erscheinung. Warum auch? Die Fasnet ist ewig weit weg und die letzte Fasnet “war doch erst”.
Trotzdem: Die neuen 20er halten bereits ab Aschermittwoch die Augen und Ohren offen, um die ein oder andere Narrenblättle-Geschichte zu erhaschen.
Obwohl sich die Jahrgänger dessen – mehr oder weniger – bewusst sind, rückt die Fasnet in den Sommermonaten in weite Ferne. Auch die monatlichen Sitzungen des Narrenrates haben inhaltlich nur noch bedingt fasnetsrelevanten Themen zu bieten und zwischen Mitte Juli und Mitte September ist auch beim Narrenrat Pause.
Wer dann beim Wandern, beim Familienfest oder am Stausee im Sommer “vo dr Fasnet schwätzt”, wird meistens schief angeschaut und bekommt dann auch von den fasnetsverrücktesten Schömbergern eine nette Antwort.
Die Arbeit am Narrenblättle
Doch zurück zu den Zwanzgern: Die 20er-Jahrgänge treffen sich i. d. R. nach dem Sommer – ungefähr am Mitte/Ende September – erstmals und versuchen mal zu sammeln, was es denn alles zu tun gibt. Manchmal macht das der ganze Jahrgang, manchmal nur Wenige.
Besonders das Narrenblättle bekommt das Hauptaugenmerk, schließlich müssen ausreichend Inhalte nicht nur gesammelt, sondern auch noch gedichtet, gereimt, verfasst werden. Auch hier ist das Vorgehen völlig unterschiedlich: Gab es bereits Jahrgänge, die sich ein Wochenende – mehr oder weniger erfolgreich – auf einer österreichischen Berghütte einquartiert haben, gab es auch immer wieder Jahrgänge, bei denen fast das ganze Narrenblättle von einem kleinen Teil des Jahrgangs gemacht wurde.
Neben den textlichen Inhalten ist auch das Thema Fotos im Herbst aktuell. Vor allem einen Termin zu finden, an dem alle Zeit haben, stellt hier vor allem in der heutigen Zeit, wo nur noch wenige dauerhaft vor Ort sind, eine größere Herausforderung dar. Dazu müssen natürlich alle auch ihren Frack & Zylinder plus die dazugehörigen Accessoires organisiert haben.
Häufig gibt’s im Narrenblättle mehr als nur die Geschichten und ein Gruppenfoto. Immer wieder finden sich auch Einzelbilder der Jahrgänger, Spiele, Rätsel etc. Es gibt übrigens keine Vorgaben oder Einschränkungen bzgl. der Inhalte oder Gestaltung. Jeder Jahrgang darf hier tun was er will, vorausgesetzt es ist nichts aus der Zeit seit der letzten Generalversammlung bis Fasnetsdienstag, 23.59 Uhr drin und verstößt nicht grob gegen die guten Sitten.
Fazit: Dass das Narrenblätte jedes Jahr größtenteils gleich aussieht, liegt wohl nur selten an Faulheit, Unkreativität etc., sondern eher daran, dass sich die Inhalte über Jahrzehnte bewährt haben und es fast schon wieder eigene Traditionen sind. Man kann davon ausgehen, dass es auffallen würde, wenn bspw. der Bereich “Wussten Sie schon?” fehlen würde. Vieles gehört einfach dazu.
Die Narrenkästle-Übergabe
Umso früher man mit dem Narrenblättle anfängt, desto stressfreier wird es natürlich. Denn im November steht die erste Aktion bevor: Die Narrenkästle-Übergabe.
Bei der Narrenkästle-Übergabe hat der Vorgängerjahrgang seinen allerletzten Auftritt. Er wird – wie schon bei der 20er-Taufe – von den Zwanzgern zur Narrenkästle-Übergabe eingeladen. Häufig fand diese Zusammenkunft am 11.11. eines Jahres statt. Da die Narrenkästle-Übergabe aber weder ein offizieller Programmpunkt in der Schömberger Fasnet ist, noch der 11.11. irgendeine Bedeutung im Schömberger Brauchtum hat, ist der Termin nicht in Stein gemeißelt. Bis heute findet die Narrenkästle-Übergabe aber trotzdem an einem Freitag oder Samstag um 11.11. statt.
Was genau während dieser Übergabe passiert, das entscheidet der Vorgängerjahrgang. Im Endeffekt bekommen die neuen Zwanzger allerdings das Narrenkästle übergeben und dürfen es ihr Eigen nennen.
Das Narrenkästle wird dann in den Tagen danach vor der Alten Schule aufgehängt. Früher hing das Narrenkästle immer an der Zehntscheuer am Marktplatz. Nach der Sanierung der Zehntscheuer wurde der Standort jedoch verlegt.
Ins Narrenkästle kann jeder eine Geschichte fürs kommende Narrenblättle (anonym) abgeben. Ob bereits fertig ausformuliert und/oder gereimt oder einfach nur die groben Fakten spielt dabei keine Rolle. Mittlerweile gibt es auch ein Online-Narrenkästle hier auf der Website.
Das Narrenkästle steht bis zum Redaktionsschluss des Narrenblättles. Wann genau das ist, legen die 20er fest. Häufig erscheint dazu ein kurzer Hinweis im Schömberger Amtsblatt. I. d. R. steht es jedoch nicht länger als Weihnachten. Je nach dem, wie lang die Fasnet dauert.
Schömberger Weihnachtsdorf
Bereits als 19er betreiben viele Jahrgänge einen Stand auf dem Schömberger Weihnachtsdorf (früher Nikolausmarkt) im Bereich um den Marktplatz/Zehntscheuer-Vorplatz. Es findet immer am ersten Samstag im Dezember statt.
In den letzten Jahren waren die 20er immer bei dieser eintägigen Veranstaltung vertreten. Meistens ist dieser Stand sehr gut besucht, da die Fasnet dann auf einmal doch präsent ist und viele wissen wollen, wer die neuen Zwanzger sind. Ein ungeschriebenes Schömberger Gesetz besagt übrigens, dass die Zwanzger das Privileg haben, Schupfnudeln anzubieten…
Endspurt zur Fasnet
Auch wenn die Zeit noch lang scheint, sind die Zwanzger spätestens im Herbst gefordert etwas zu tun. Ob sie das machen oder nicht, bleibt stets ihre Entscheidung. Da das Narrenblättle jedoch das Wichtigste für die anstehende Fasnet darstellt, kommt die Einsicht auf jeden Fall irgendwann. Schließlich will man sich nicht jahrzehntelang anhören müssen, dass man der erste – und vermutlich einzige – Jahrgang war, der es nicht auf die Reihe bekommen hat.
Viele Alt-20er sagen im Nachhinein, dass die Monate Oktober, November und Dezember mit die wichtigsten Monate im Jahr der 20er sind, auch wenn die Fasnetstimmung eine gefühlte Ewigkeit entfernt ist.
Wenn das Narrenblättle jedoch fertig ist und im Druck ist, können sich die Zwanzger komplett auf die Fasnet konzentrieren und ab der Generalversammlung am 5. Januar ihre 20er-Fasnet genießen. Schließlich stehen Maschgera, Narrentreffen, ggf. ein Zunftball, Haussammlungen etc. an. → siehe Zwanzger