Boykottaufruf der VSAN für Fasnet-Opening

Schlagermusik und Fasnet gehen seit Jahrzehnten Hand in Hand. Das ist kein Geheimnis. Dass damit Geld verdient werden kann, beweisen Narrenzünfte, Karnevalsvereine, Faschingsumzüge etc. in ganz Deutschland – und teilweise auch europaweit.

Auch im schwäbisch-alemannischen Raum sind die Narrenzünfte als Veranstalter immer mal wieder froh, solche Einnahmequellen zu bekommen. Die Narrenzunft Schömberg hat u. a. die Narrenskulpturen auf dem Marktplatz mit dem Überschuss des Narrentreffens 1992 finanziert. Auch für Gastwirte ist die Fasnet eine willkommene Veranstaltung. Die beinah pausenlosen Öffnungszeiten bedeuten zwar erhebliche (Mehr-)Arbeit, die Umsatzzahlen machen dies aber i. d. R wieder wett.

Fasnet-Opening am 11.11.

Fasnet-Opening am 11.11. ist für viele Karnevalsvereine und auch teilweise für Narrenzünfte im südwestdeutschen Raum üblich. In Schörzingen wird die Fasnet bspw. auch am 11.11. eröffnet. Die schwäbisch-alemannische Fasnet beginnt jedoch traditionell erst am 6. Januar. Deshalb ist dieses Datum auch ein wichtiger Bestandteil des Kodex der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte e. V. (VSAN).

Eine Eventagentur möchte nun 2016 ein großes Event in der Schwenniger Messehalle veranstalten, das den Namen “Fasnet-Opening” trägt. Ausgerechnet am 11.11., der dieses Jahr noch geschickterweise auf einen Freitag fällt. Zwar sieht VSAN-Präsident Roland Wehrle Schnittmengen der Ballermann- und Schlagerevents mit der Fasnet, aber der Begriff “Fasnet” in Verbindung zum 11.11. passt aber so gar nicht.

Fasnet-Opening als kommerzielles Event

Das Datum ist das eine Problem. Das Hauptproblem der VSAN ist jedoch die Unvereinbarkeit eines Event, dass den Begriff “Fasnet” trägt, mit einem kommerziellen Veranstalter.

Ist eine Narrenzunft, die ein Narrentreffen ausrichtet und Geld einnimmt, denn nicht auch ein kommerzieller Veranstalter?
Nein. Natürlich erzielt eine Narrenzunft, wenn sie alles richtig macht und es läuft, auch Gewinne. Narrenzünfte sind aber i. d. R. gemeinnützige Vereine, deren Gewinne dem Gemeinwohl zugute kommen und nicht einzelnen natürlichen oder – wie in diesem Fall – juristischen Personen Gewinne einbringen.

Im Kodex der VSAN, welcher verfasst werden musste, um den Status der schwäbisch-alemannischen Fasnet als nationales immaterielles Kulturerbe nicht zu gefährden, steht jedoch:

Unweigerliches Ausschlusskriterium aus der Liste des immateriellen Kulturerbes ist jede Form der Kommerzialisierung oder Fremdnutzung der Fastnacht zu Werbezwecken mit Gewinnerzielungsabsicht. Davon unbeschadet sind notwendige und in der Regel eingespielte Maßnahmen der Veranstalter selber, die zur reinen Finanzierung des Brauchablaufs dienen wie z. B. Mitgliedsbeiträge der Zunftangehörigen, Plakettenverkauf an Zuschauer etc.”
Quelle: Normenkodex zum immateriellen Kulturerbe der VSAN

Dass eine Eventagentur, die als kommerzielle, gewinnorientierte GmbH firmiert, den Namen der Fasnet an diesem Datum und in dieser Form missbraucht, lehnt Wehrle als Präsident der Vereinigung, die sich diesem Kodex verschrieben hat, daher zurecht ab.

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Boykott des Fasnet-Opening

Wehrle ruft deshalb zum Boykott der Veranstaltung auf. Wer sich zugehörig zur traditionsbewussten schwäbisch-alemannischen Fasnet fühlt, wird wohl auch nicht lange darüber nachdenken und diese Veranstaltung auch ohne Boykottaufrufe meiden.

Sicher gibt es aber auch einige, die diese Veranstaltung an sich interessant finden und eventorientiert die Hintergründe ausblenden. Das kann man natürlich auch niemandem verbieten. Es geht in erster Linie um eine Empfehlung und das Werben um Verständnis, warum eine solche Veranstaltung seitens der VSAN und deren Mitgliedszünfte abgelehnt wird.

Sollten tatsächlich Mitglieder von VSAN-Narrenzünften einen Drang verspüren, diese Veranstaltung zu besuchen, die unter einem anderen Namen wohl unproblematisch wäre, sollte aber dringend von einem Besuch in einem Maschgera-Häs oder gar dem Narrenhäs abgesehen werden!

Am Donnerstag, 20. Oktober 2016 hat sogar der Südwestrundfunk (SWR) in seiner Sendung “Zur Sache Baden-Württemberg” einen viereinhalbminütigen Beitrag über dieses Thema ausgestrahlt. Sowohl der Veranstalter des Fasnet-Openings als auch VSAN-Präsident Roland Wehrle kamen darin zu Wort.

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