Narrenzunft-Ausflug 2016

Sonnenuntergang am Reichstagsgebäude

Nachdem die Narrenzunft im Rahmen ihrer Ausflüge in den letzten Jahren vermehrt in der Region und bei befreundeten Narrenzünften aus der VSAN zu Gast war, entschied man sich nach der Fasnet 2016 im Narrenrat für einen größeren, mehrtägigen Narrenzunft-Ausflug 2016. Zur Auswahl standen die Ziele Hamburg und Berlin, wobei die Wahl schnell auf unsere Bundeshauptstadt gefallen war.

Da ein solcher Ausflug natürlich nicht ganz günstig ist, war es selbstverständlich, dass er nicht von der Narrenzunft bezahlt werden kann und so war auch nicht wirklich klar, wie viele Leute letztendlich überhaupt mitgehen würden.

Nichts desto trotz fanden sich 28 Narrenräte, Ehrennarrenräte, 21er und 20er, teilweise mit Anhang, welche der Einladung folgten und Mitte Oktober nach Berlin aufbrechen wollten. Leider konnten letztendlich “nur” 25 wirklich mitfahren, dennoch freuten wir uns über die rege Teilnahme.

Sonnenuntergang am Reichstagsgebäude

Zugfahrt nach Berlin

Los ging’s am Freitag, den 14. Oktober 2016 zu ungewohnt früher Zeit um kurz vor 5 auf dem Marktplatz in Schömberg. Nachdem alle überpünktlich da waren, fuhr man gemeinsam zum Bahnhof nach Rottweil, wo die Reise schließlich auf Gleis 3 in Richtung Norden begann.

Ab in den Norden

Doch nicht nur wir waren im mit Berufspendlern gefüllten Zug. Auch Prof. Dr. Werner Mezger nahm unseren Zug, weshalb er natürlich herzlich auf eine Butterbrezel von uns eingeladen wurde. Nach dem kleinen gemeinsamen Frühstück  und einer schon sehr lustigen Zugfahrt bis Stuttgart stand die erste Hürde an: Planmäßig 14 Minuten Umsteigezeit in Stuttgart. Das mag reichen, mit ein paar Minuten Verspätung und einem Gleiswechsel mit 25 Personen trotzdem nicht ganz einfach, schließlich möchte man ja nicht schon um viertel Acht am Morgen einen Teil verlieren.

Die Zeit reichte aber komplett aus und wir konnten – zwar zügig, aber ohne größeren Zeitdruck – den knapp 400 Meter langen ICE bis ganz nach vorne laufen, um unsere reservierten Abteile in einzunehmen. Die darauffolgende, mehrstündige Zugfahrt verging wie im Flug, denn neben Sekt, Bier und Wein gab es in einigen Abteilen auch reichhaltige Vesper. Als ein Abteil um Punkt 9 Uhr morgens in den Duft eines Bratherings getaucht wurde, wurde der Gang in Wagen 1 Sperrgebiet – selbst für den Zugbegleiter. Den sahen wir nämlich danach nicht mehr.

Das herrenlose Gepäckstück: Willkommen in Hannover

Nächste Hürde: Hauptbahnhof Hannover. Wieder nur 14 Minuten Umsteigezeit (eigentlich ist doch die 11 “unsere” Zahl!?) und wieder ein Gleiswechsel standen an. So wurde es vor dem Ausstieg verkündet. Doch dank eines herrenlosen Gepäckstücks auf unserem Umsteigegleis, fuhr der nächste ICE mit knapp zehn Minuten Verspätung auf dem Gleis ab, an dem wir ankamen. Also, alle Vorauslaufenden wieder eingesammelt und gewartet.

Pünktlich zur Abfahrt waren dann auch wieder alle da und es reichte davor sogar noch für eine Zigarette in der gelb markierten Raucherzone.
Im Zug dann wurden die ersten etwas müde. Nur nicht der Mitarbeiter im Speisewagen. Der hatte alle Hände voll zu tun, denn neben uns, war eine trinkwütige Reisegruppe aus dem Rheinland im gleichen Waggon. Laut der Aussage des Mitarbeiters, aber “alles normal am Freitag”.

Tag 1 in Berlin

Mit nur einer Minute Verspätung kamen wir dann schließlich im untersten Geschoss des Berliner Hauptbahnhofs an. Nachdem sich alle gesammelt hatten und den ersten Eindruck dieses imposanten Bauwerks verarbeitet hatten, ging es per Rolltreppen – für unsere Wanderbegeisterten über die normalen Treppen – in den obersten Stock zur S-Bahn. Mit dieser fuhren wir dann vorbei am Reichstagsgebäude, dem ARD-Hauptstadtstudio und über die Museumsinsel zum Bahnhof Alexanderplatz.

Hotel der Superlative am Alexanderplatz

Nach einem kurzen Blick auf den Fernsehturm und wenigen Metern über den Platz, auf dem ein Oktoberfest stattfand, waren wir auch schon in der Hotellobby. Das Park Inn Hotel am Alexanderplatz mit über 1.000 Zimmern ist das zweithöchste Gebäude Berlins und immerhin das 34. höchste Gebäude in Deutschland. Von der Spitze des Hoteldaches kann man über eine Eventagentur Bugeejumps machen. Interessante Vorstellung: Man wacht morgens auf, schaut aus dem Fenster und plötzlich stürzt jemand an deinem Fenster vorbei. Glaubte niemand so wirklich, ist aber dann am Samstag tatsächlich passiert.

Der Check-In entpuppte sich als Aufgabe des Wartens. In Anbetracht der Tatsache, dass um 14.30 Uhr bereits der erste Termin anstand und die Uhr bereits nach zwei anzeigt hat, nicht sehr befriedigend. Dennoch hat es irgendwann geklappt und nach dem Expressbezug der Zimmer ging es dann um kurz nach halb drei wieder zurück zum Bahnhof.

Parkinn Hotel Berlin Alexanderplatz

Landesvertretung Baden-Württemberg

Mit der U-Bahn ging es dann zum Potsdamer Platz. Dort hatten wir leider den Bus zur Landesvertretung verpasst und haben uns für den Fußmarsch entschieden. Eine leider sehr hektisches und anstrengendes unterfangen, was die Stimmung bei einigen natürlich etwas trübte. Da unser Terminplan jedoch schon um 16.30 Uhr den nächsten Termin vorsah, kam es auf jede Minute an, schließlich wollte man ja auch was erfahren.

Angekommen in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg beim Bund, so der offizielle Name, wurden wir auch direkt freundlichst empfangen. Wir wurden in den Saal “Zeppelin” gebracht, wo wir an gut gedeckten Tischen Platz nehmen durften. Zu Butterbrezeln, badischem und württembergischen Wein, sowie weiteren Getränken aus Baden-Württemberg hörten wir einen Vortrag über die Aufgaben der Landesvertretung und die Geschichte und Funktion des Gebäudes. Es war eine lebhafte Diskussion mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen.

Vortrag in der Landesvertretung Baden-Württemberg

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Da der Zeitplan drängte, mussten wir die Landesvertretung bereits nach etwas mehr als einer Stunde wieder verlassen und wir gingen in den wenige Meter entfernten Bendlerblock. Dort ist die Gedenkstätte Deutscher Widerstand untergebracht und wir wurden durch die historischen Räume, in denen Stauffenberg, Olbricht und Co. vor und am 20. Juli 1944 ihren Dienst taten, geführt. Die interessante Führung durch diese teilweise umgebauten, teilweise originalgetreu restaurierten Räumlichkeiten beschäftigte sich neben den Widerständlern vom 20. Juli u. a. auch mit dem kirchlichen Widerstand oder auch den aus Württemberg stammenden Georg Elser, welcher am 9. November 1939 den Sprengstoffanschlag im Münchner Bürgerbräukeller geplant und durchgeführt hatte.

Erster Abend in Berlin

Nach einem bereits sehr langen Tag war es Zeit für etwas frische Luft. Der Weg führte uns zurück zur Landesvertretung von wo aus wir mit dem Bus zum Potsdamer Platz fuhren. Vorbei an Bahn-Tower und Sony Center, dem Holocaust-Mahnmal und der US-amerikanischen Botschaft erlebten wir am Brandburger Tor das Festival of Lights. Das Brandenburger Tor wurde nicht, wie sonst üblich, mit einfachem Licht angestrahlt, sondern es wurden mit mehreren Projektoren dreidimensionale Bilder auf das markante Tor projiziert. Ein atemberaubendes Spektakel bei dem wir nur zufällig zu Gast sein durften.

Mit diesen Eindrücken und zahlreichen Erinnerungsfotos führte uns der Weg vorbei am Ausgang des ehemaligen Führerbunkers und Landesvertretungen anderer Bundesländer zurück zum Potsdamer Platz, wo wir im Lindenbräu im Sony Center zum Abendessen reserviert hatten. Wie der Name schon sagt, waren wir in einem Brauhaus. Zu Allgäuer Büble Bier und einer typischen, bayrischen Speisekarte ließ man den Tag vorerst etwas ausklingen und genoss das sehr gute und reichhaltige Essen.

Abendessen im Lindenbräu im Sony Center

Da es bereits deutlich nach 22 Uhr war, machten sich die ersten bereits auf den Heimweg und freuten sich auf das Bett. Viele andere hingegen besuchten noch die diversen und vielfältigen Kneipen Berlins. Auch das bereits genannte Oktoberfest vor der Hoteltür wurde von einigen teilweise intensivst besucht. Wann die Nacht für wen wirklich endete, kann man im Nachhinein nur erahnen und man könnte sagen, ‘s war Halba! Aber was wäre ein Narrenzunft-Ausflug 2016 ohne eine zünftige aus ausgiebige Einkehr?

Tag 2 in Berlin

Der erste Morgen in Berlin hatte es für viele in sich. Zwar flog noch kein Bugeejumper am Zimmerfenster vorbei, aber die Nacht hinterließ bei einigen dann doch ihre Spuren. Doch man ist das Aufstehen nach einer sehr kurzen Schlafperiode ja von diversen Narrentreffen etc. gewöhnt und nach einer Dusche und einem großen Schluck aus einer Getränkeflasche mit Inhalt nach persönlichen Vorlieben, geht es schon besser.

Im riesigen Frühstückssaal des Park Inn Hotels trafen dann die Gefährten der vorherigen Nacht wieder aufeinander – zumindest teilweise. Das Frühstücksbuffet ließ keine Wünsche offen und so einige sahen nach dem Frühstück, bei dem der Tagesbedarf an Kalorien vermutlich bereits zu sich genommen wurde, wieder bettreif aus.

Nichts desto trotz ging es weiter und wir fuhren mit der Straßenbahn in Richtung Nordosten Berlins. Spätestens in dieser Straßenbahn wussten alle, was die sog. “Berliner Schnauze” ist, denn die Begegnung mit einem Sicherheitsmitarbeiter, der so aussah, als käme er gerade von seiner 14-stündigen Schicht vor oder in einer Diskothek, war typisch Berlin.

Hohenschönhausen – der unerwartete Höhepunkt

Nach einer ungefähr 20-minütigen Fahrt kamen wir in einem relativ unspektakulären Viertel an. Plattenbauten und Einfamilienhäuser. Zwar wusste jeder, was auf dem Programm stand, aber diese Umgebung war doch etwas irreal. Doch nach wenigen hundert Metern Fußmarsch türmte sich dann doch eine große Gefängnismauer mit reichlich Stacheldraht vor einem auf.

Drinnen angekommen sahen wir einen kurzen Film über das ehem. Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Danach wurden wir aufgeteilt in zwei Gruppen und wurden durch den alten (U-Boot) und neuen (Neubau) Gefängnistrakt geführt. Neben den allgemeinen Infos bestehen die Führungen in Hohenschönhausen vor allem aus den realen Erlebnissen der ehemaligen Häftlinge, welche die Führungen leiten. Nicht wenige Teilnehmer von uns gaben im Nachhinein zu, dass sie sich für diesen Programmpunkt am wenigsten interessierten, doch waren sie nach nur wenigen Minuten völlig überrascht worden. Einer der beiden Guides (Führer ist irgendwie ein komisches Wort) hat sogar Bücher über seine Zeit in Hohenschönhausen geschrieben, welche auch dort verkauft wurden. Wie viele es genau waren, ist nicht bekannt, aber mehrere Teilnehmer vom Narrenzunft-Ausflug 2016 haben sich sein Buch im Nachhinein gekauft, da seine Geschichte unfassbar spannend, interessant und zugleich erschütternd war.

Hotel, Adlon & Unter den Linden

Auch auf dem Weg zurück zur Straßenbahn sprachen alle noch über das gerade Erlebte und viele waren immer noch ganz überrascht, dass dieser Programmpunkt letztlich so gut war. Auf dem Weg erwischte uns allerdings ein kalter Regenschauer, weshalb alle froh waren, als die Straßenbahn endlich um die Ecke gebogen ist.

Wir fuhren wieder zurück zum Hotel und jeder konnte nochmal kurz aufs Zimmer, die gekauften Büchern ablegen und im Reichstagsgebäude verbotene Gegenstände ablegen. Nach einer guten dreiviertel Stunde ging es dann auch schon wieder weiter und wir fuhren mit der S-Bahn über die Berliner Stadtbahn zum Bahnhof Friedrichstraße. Leider hat es bis dahin immer noch nicht aufgehört gehabt zu regnen, weshalb viele die Freizeit in den Wirtshäusern im Bereich um das Brandenburger Tor/Unter den Linden verbracht haben. Einige haben sich sogar einen Kaffee im legendären Hotel Adlon am Pariser Platz gegönnt.

Der Treffpunkt zum Abmarsch in Richtung Reichstagsgebäude war dann um dreiviertel Drei unter dem Brandenburger Tor. Es regnete ja schließlich. Pünktlich wie die Maurer ging es von dort aus dann die wenigen Meter hinüber zum imposanten Parlamentsgebäude.

Festival of Lights am Brandenburger Tor

Nächster Höhepunkt: Das Reichstagsgebäude

Angekommen am Reichstagsgebäude war gleich mal der Eingang, den wir mitgeteilt bekommen haben, nicht geöffnet. Also ab in Richtung Besucherzentrum – mehrere weiße Baucontainer mitten auf dem Platz der Republik. Dort angekommen hat dann aber alles direkt funktioniert und nach einer Schulklasse konnten wir um kurz nach Drei zur Sicherheitskontrolle – muss man sich so vorstellen wie am Flughafen – anstehen. Nach wenigen Minuten war auch dies erledigt und wir erklommen die einschüchternden Treppen, unter dem Spruch “Dem Deutschen Volke” hindurch, hinauf zum Eingang.

Freundlichst begrüßt wurden wir auf die Möglichkeit eines Toilettengangs hingewiesen, welcher von ca. 80 % der Teilnehmer des Narrenzunft-Ausflug 2016 auch promt genutzt wurde. Dadurch verkürzte sich die Wartezeit bis unsere Führerin uns schließlich abholte.

Mit ihr durchliefen wir zuerst das Erdgeschoss mit den vielen modernen Kunstwerken und auch Hinterlassenschaften der sowjetischen Soldaten 1945. Auch der Bundesadler (“Fette Henne”) und die Räume der Abgeordneten, der Minister und der Bundeskanzlerin wurden besichtigt. Ein Stockwerk tiefer waren weitere Kunstwerke und die Verbindungstunnel zum Paul-Löbe- und Jakob-Kaiser-Haus präsentiert. Zum Ende der Führung durften wir auf der Zuschauertribüne des Plenarsaals des Deutschen Bundestages Platz nehmen.

Besichtigung des Plenarsaals des Deutschen Bundestages Kuppel des Reichstagsgebäudes

Während der Führung hat Frau Dr. Gallagher vom Besucherdienst des Deutschen Bundestages neben den genannten Dingen auch viele Infos zur Geschichte des Hauses, der Geschichte deutscher Parlamente und den Aufgaben und Tätigkeiten der Abgeordneten, der Minister und allen anderen Mitarbeitern im Deutschen Bundestag berichtet.

Zum Abschluss fuhren wir mit dem Aufzug hinauf auf das Dach des Reichtstagsgebäudes, der sog. Dachterrasse. Von dort aus hat man Zugang zur beeindruckenden Glaskuppel welche bis zur Spitze erklommen werden konnte. Noch bis Freitag war die Kuppel gesperrt, da die komplette Glasfront gereinigt wurde. Doppeltes Glück also: Kuppel geöffnet und Scheiben sauberer als sauber.

Zweiter Abend in Berlin

Durch die lange, aber sehr interessante Führung im Reichstagsgebäude verzögerte sich unsere Planung derartig, dass wir die Führung des Berliner Unterwelten e. V. am Gesundbrunnen durch die Bunker und ehemaligen unterirdischen Grenzanlagen der DDR nicht mehr wahrnehmen konnten. Das war natürlich sehr schade, aber es gab eine zumindest etwas entschädigende Alternative: Mit dem Bus fuhren wir vom Platz der Republik zum Bahnhof Zoo. Vorbei am Sitz des Bundespräsidenten dem Schloss Bellevue, dem Konrad-Adenauer-Haus und vielen internationalen Botschaften erreichten wir unser spontanes Ziel den Breitscheidplatz.

Am Breitscheidplatz entschieden wir uns wieder für individuelle Gestaltung. Und so führten die Wege vorbei an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, über das Kaufhaus des Westen (KaDeWe), das Hard Rock Café, die Berliner Kult-Currywurst Bude Curry 36, viele kleinere und größere Läden und Wirtschaften schließlich zum Treffpunkt beim Europa Center zurück.

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz

Gegenüber vom Europa Center und neben dem neu errichteten Bikini-Haus haben wir in der L’Osteria Bikini Berlin reserviert. In diesem italienischen Restaurant, welches auch Filialen in vielen anderen deutschen (Groß-)Städten betreibt, freute man sich auf ein kühles Getränk und das Essen. Neben wagenradgroßen Pizzen gab es Bruschetta, Pasta und das ein oder andere Schnäpsle.

Auch heute waren wieder viele gezeichnet von dem langen und anstrengenden Tag und einige gingen direkt nach dem Abendessen zurück ins Hotel – wobei es da auch schon gegen Mitternacht ging. Der Schrittzähler zeigte 22.000 Schritte an. Andere gingen noch in die Oranienburger Straße und in andere Kneipen und ließen den Abend aber eher gemütlich ausklingen. Bettgehzeiten von weit nach 5 Uhr morgens waren an diesem Abend nicht der Fall.

Tag 3 in Berlin

Wie schnell ein Aufenthalt in einer Stadt zu Ende geht, merkt man am letzten Morgen, wenn der Wecker klingelt – oder eben ein Bungeejumper am Zimmerfenster vorbeirauscht. Unglaublich wie schnell die Zeit verging. Doch es war ja noch nicht Schluss und das überragende Frühstück, das mit mehr Schlaf im Gepäck und weniger alkoholbedingten gesundheitlichen Einschränkungen noch besser schmeckte, wartete noch auf uns.

Mauerpark an der Bernauer Straße

Treffpunkt am Sonntag war dann halb 10 und wir fuhren gemeinsam mit der U-Bahn zur Bernauer Straße, einem der bekanntesten Straßen Berlins im Zusammenhang mit dem Mauerbau 1961 und erfolgreichen Fluchttunneln in den Folgejahren. Von der U-Bahn aus ging es zu Fuß zum Dokumentationszentrum Bernauer Straße, wo bereits unsere Führerin auf uns wartete.

Pünktlichst um 10 Uhr ging es dann die Bernauer Straße entlang und wir erfuhren viele Infos zu der, vor allem in den ersten Tagen und Wochen nach der Abriegelung speziellen Situation in der Bernauer Straße. Im Mauerpark ist sogar ein ganzes Stück des Grenzstreifens fast originalgetreu erhalten bzw. nachgebaut worden, was einen faszinierenden Einblick auf die früheren Verhältnisse gab. Vor allem die Jüngeren unter uns, die teilweise sogar nach dem Mauerfall 1989 erst geboren sind, konnten hier erleben, wie es damals aussah.

Die Führung endete nach gut einer Stunde mit den Geschichten über die zahlreichen Fluchttunnel, die größtenteils von West nach Ost – mal mehr, mal weniger erfolgreich – gebaut wurden. Wir verließen den Mauerpark wieder in Richtung U-Bahn und fuhren zurück zum Hotel, um unser Gepäck abzuholen und auszuchecken.

Mauerpark an der Bernauer Straße Mauerpark an der Bernauer Straße

Rückfahrt nach Schömberg

Eine weitere interessante Führung lag also auch schon wieder hinter uns und spätestens mit dem Check-out aus dem Hotel, war klar, der Narrenzunft-Ausflug 2016 in Berlin endet nun. Doch stand natürlich noch eine lange Zugfahrt vor uns.

Erstmal ging es jedoch zu Fuß wieder zum Bahnhof Alexanderplatz von wo aus wir mit einem Regionalexpress zum Hauptbahnhof fuhren und somit den Schienenersatzverkehr der S-Bahn umgehen konnten. Das sparte Zeit und gewährte uns einen ca. anderthalbstündigen Aufenthalt am Berliner Hauptbahnhof. Dieser lud mit seinen vielen Bäckern, Supermärkten, Cafés, Restaurants und Kneipen natürlich dazu ein, sich nochmal ausreichend zu stärken, bevor wir dann den ICE mit direktem Wege nach Stuttgart – dieses Mal ohne umsteigen – bestiegen.

Zurück in den Süden

Wie schon bei der Hinfahrt waren auch in diesem ICE wieder Abteile für uns reserviert. Leider mussten auch dieses Mal ein paar Wenige im Großraumwagen Platz nehmen, da wir aber vier Plätze übrig hatten – mangels der Teilnehmer, die kurzfristig absagen mussten und einer nicht Zurückreisenden -, konnte man sich raussuchen, wo man saß und so ergatteten die Großraumwägler einen Vierersitz mit Tisch.

In den Abteilen wurde viel über die erlebten Eindrücke geredet, ein paar der Nachtaktiven hat sich auch ins Land der Träume verabschiedet. Das “Jugendabteil” hingegen ließ es sich nach einem eher verhaltenen Samstag gleich wieder gut gehen und die Sixpacks, die ursprünglich bis nach Hause reichen sollten, waren weit vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof verschwunden. Der Mitarbeiter im Speisewagen hat sich gefreut, der hat nämlich einen super Umsatz mit frisch gezapftem Bier gemacht, das durch die Abteile wanderte. Sein Vorteil: Der Speisewagen war direkt an “unseren” Wagen angehängt. Die Wege waren also kurz (ca. fünfzehn Meter). Bei der Hinfahrt war der Marsch zum Speisewagen eine Odyssee durch acht ICE-Waggons.

Aber auch viele andere ließen sich durch die kurze Entfernung im Speisewagen blicken und so wurden letzte Biere, ein paar Kaffees und auch heiße Schokoladen gemeinsam getrunken. Ein – abgesehen vom “Jugendabteil” – sehr entspannter Sonntagnachmittag.

Mr ka wieder Schwäbisch schwätza

Mit etwas Verspätung kamen wir dann in Stuttgart an. Da wir jedoch planmäßig 32 Minuten Umsteigezeit hatten, konnte man drüber hinwegsehen. Der IC nach Rottweil fuhr dann – wie kann es anders sein – auch nicht von dem ursprünglichen Gleis ab und so dauerte es etwas, bis alle in Wagen 305 Platz genommen hatten. Eine letzte Zigarette mit dem Schweizer Bahnpersonal, das – im Gegensatz zu den Berlinern – unsere schwäbische Mundart sehr gut verstanden hat, “alles einsteigen” und auf in die letzte Etappe unserer Reise.

Nach einer kurzen Abschlussansprache von Zunftmeister Bernhard Wuhrer und Organisator des Narrenzunft-Ausflug 2016 Jörg Niethammer erreichten wir auf die Minute genau den Rottweiler Bahnhof, wo bereits unsere Abholer auf uns warteten. Auch wenn es schön war und eigentlich gar nicht so lang, freute sich jeder darauf, gleich wieder zurück in Schömberg zu sein.

Dort angekommen sind einige direkt nach Hause, ein Teil ist aber auch noch kurz ins Städtle gefahren, um ein standesgemäßes Abschlussgetränk zu sich zu nehmen. Circa die Hälfte der Teilnehmer fand tatsächlich noch den Weg ins Zollhaus und wir ließen die erlebnisreiche Reise gemütlich ausklingen.

Fazit des Narrenzunft-Ausflug 2016

Schlussendlich bleibt nur eins festzuhalten: Es war grandios!

Sicher ist eine Städtereise kein Zuckerschlecken und das Leben ist etwas stressiger, als in Schömberg. Vor allem wenn man sich nicht auskennt und eher selten in Großstädten unterwegs ist. Dennoch ging niemand verloren und alle kamen gesund und zufrieden wieder zuhause an.

Besonderer Dank gilt

  • allen Guides, Führern oder wie auch immer sie sich nennen, die uns super Führungen beschert haben und ihr Themengebiet einzigartig rüber gebracht haben,
  • den Fahrern, die uns nach Rottweil gefahren und/oder wieder abgeholt haben und
  • dem Büro von Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß, welches uns bei der Organisation prima unterstützt hat.

Berlin, wir kommen wieder!

Gruppenbild des Narrenzunft Ausflug 2016